Präsenztrainings vs. E-Learning

Warum hybride Trainings die Zukunft sind

Im Zeitalter von New Work und Digitalisierung stellt sich die Frage, ob es noch gute Gründe gibt, weiterhin auf Präsenztrainings zu setzen oder ob wir uns vollkommen auf E-Learning konzentrieren sollten.
Hygienevorschriften, Reiseverbote und Corona-Verordnungen haben Präsenztrainings zeitweise sogar vollständig den Garaus gemacht.

Moderne E-Learning-Formate haben es ermöglicht, Maßnahmen, die aufgrund von Corona sonst ausgefallen wären, teilweise oder sogar vollständig zu ersetzen.

Doch ist das wirklich eine nachhaltige und wirksame Erkenntnis dieser Zeit?

Eine Begriffsklärung!

Blended Learning bezeichnet eine Lernform, die eine didaktisch sinnvolle Verknüpfung von traditionellen Präsenzveranstaltungen und modernen Formen von E-Learning anstrebt. Das Konzept verbindet die Effektivität und Flexibilität von elektronischen Lernformen mit den sozialen Aspekten der Face-to-Face-Kommunikation und wo nötig sogar dem praktischen Lernen von Tätigkeiten. Bei dieser Lernform werden verschiedene Methoden, Medien sowie lerntheoretische Ausrichtungen miteinander kombiniert. Selbstgesteuertes E-Learning ist orts- und zeitunabhängig. Die Inhalte (etwa Texte, Videos, Online-Präsentationen) werden online zur Verfügung gestellt und können meist über verschiedenste Geräte vom PC zum Smartphone abgerufen werden. Das Lernen ist fast komplett selbstgesteuert: Der Lernende entscheidet also selbst, wann er was und wieviel er jeweils lernen möchte.

Live-online Trainings und interaktive Webinare (hier als Synonyme verwendet) sind Trainings im virtuellen Klassenzimmer und werden auch dem E-Learning zugeordnet. Es sind also Seminare, die live online zur Verfügung gestellt werden. Sie sind damit ortsunabhängig, aber nicht zeitunabhängig. Und sie sind nicht selbstgesteuert, sondern werden von einem Webinar-Trainer geleitet. Die Gruppengröße kann sehr unterschiedlich sein, doch als Faustregel kann man sagen: Je größer die Gruppe, desto geringer die Interaktion.

Vorteile von Präsenztrainings

1. Intensive Interaktion und Erlebnisse

In einem guten Präsenztraining lernen wir auch durch die Interaktion mit der Gruppe in Diskussionen, Übungen, Simulationen und Rollenspielen. Diese sind in einem selbstgesteuertem E-Learning gar nicht oder nur eingeschränkt möglich. Genau diese Erlebnisse sind in einer solchen Präsenzschulung intensiv und wirken lange nach.

2. Mehr Verbindlichkeit und Fokussierung im Präsenztraining

In einem Präsenztraining kann der Trainer für die Gruppe eine kontrollierte Lernumgebung schaffen, in der sich die Teilnehmer eine echte Auszeit vom Arbeitsalltag nehmen können. Die Zeit zum

Trainieren wird also nicht wie beim selbstgesteuertem E-Learning irgendwo „zwischendrin reingequetscht“, sondern bewusst – durch den Teilnehmer und das Unternehmen – freigeschaufelt.

Gerade, wenn es um Softskills geht, ist dies wichtig: Man ist fokussierter, wird weniger abgelenkt und erarbeitet sich Themen in einer anderen Tiefe. Und die Gruppendynamik ist meist noch intensiver als sie es in einem interaktiven Webinar sein kann.

Durch das gemeinsame Lernen in der Präsenzschulung entsteht eine Form der Verbindlichkeit, sich den Themen intensiv zu widmen und auch einmal da hinzuschauen, wo es vielleicht wehtut. Sozialer Druck durch die Gruppe ersetzt hier von Zeit zu Zeit die mangelnde Selbstdisziplin einiger Teilnehmer.

Ähnliche Effekte der Verbindlichkeit und Fokussierung kann man meiner Erfahrung nach digital nur durch sehr interaktive und modular aufgebaute Webinare erreichen, bei denen Gruppenarbeiten zum Beispiel zwischen den Modulen stattfinden und die Gruppe über mehrere Webinare hinweg konstant bleibt.

3. Teilnehmer gestalten Lerninhalte im Präsenztraining aktiv mit

In einem Präsenztraining werden die Erwartungen und Herausforderungen der Teilnehmer abgefragt und die Trainingsinhalte entsprechend der Herausforderungen angepasst.

Zudem besteht die Möglichkeit, intensiv mit Erfahrungen und Einzelfällen aus dem Alltag der Teilnehmer zu arbeiten und damit das Training sehr praxisgerecht zu gestalten. Die Teilnehmer können ihre ganz konkreten Fragen stellen und auch die Erfahrungen der anderen Teilnehmer können in den Wissenspool mit aufgenommen werden.

Eine solche dynamische Anpassung ist bei einem selbstgesteuertem E-Learning von der Stange nicht möglich: Fragen können zwar manchmal auch beim selbstgesteuerten E-Learning an einen E-Trainer gestellt werden, die Antworten kommen aber zeitverzögert und können das gesamte Trainingskonzept nicht beeinflussen.

In Webinaren mit begrenzter Teilnehmerzahl kann natürlich auch auf die speziellen Teilnehmerfragen eingegangen werden. Hier müssen wir nur bedenken, dass der „Wirkraum“, also die Bühne des Trainers im Webinar, kleiner ist als in der Präsenzschulung. Daher sind wirklich gute Visulisierungen sehr wichtig, um Inhalte gut rüberzubringen und die Teilnehmer nicht zu verlieren. Wirklich gute Visualisierungen sind in einem Live-online Training allerdings spontan viel schwieriger zu erstellen als in einer Präsenzschulung.

Außerdem nehmen einem sehr kurze Webinarformate auch die Flexibilität, spezielle Fragen der Teilnehmer angemessen zu beantworten: Wenn sich die Teilnehmer zwischen Meetings nur genau die Zeit blocken, die für das Training angesetzt ist, fehlt die Flexibilität, etwa „mal eine halbe Stunde“ anzuhängen“ bis wirklich alle Fragen und offenen Punkte geklärt sind.

4. Gesteuertes Lernen in Präsenztrainings ist oft effektiver als komplett selbstgesteuertes E-Learning

Durch eine längere Fokussierung auf ein Thema und intensive Erlebnisse in Übungen lernen wir in einer Präsenzschulung unweigerlich Sachen, nach denen wir nie gesucht hätten.

In einer Präsenzschulung lernen wir, Inhalte in einer anderen Tiefe verstehen und lassen uns in der Gruppe auch auf Themen ein, die wir anfänglich vielleicht als nicht so wichtig erachtet hätten.

Ganz oft entsprechen die größten Learnings und Aha-Erlebnisse der Teilnehmer in unseren Trainings so gar nicht ihren ursprünglichen Lernerwartungen. Selbst wenn ihre Erwartungen erfüllt und ihre Fragen beantwortet wurden, erachten sie am Ende des Trainings oft ganz andere Sachen als wichtigste Erkenntnisse, die sie auf jeden Fall mitnehmen und umsetzen wollen. Sie haben also etwas Wichtiges gelernt oder reflektiert, über das sie sich vorher nie Gedanken gemacht hatten und

haben damit die Grenzen ihrer eigenen Gedankenwelt ein Stück weit gesprengt. Und ist es nicht genau das, was Lernen oft bewirken soll – zumindest bei Soft Skills?

Mit rein selbstgesteuertem E-Learning ist so ein Umdenken kaum zu erlangen.

5. Best-Practice in den Präsenztrainings

Um die komplexen Herausforderungen der digitalisierten VUCA-WELT zu meistern, wird kompetentes Networking immer mehr zu einem Erfolgsfaktor im Unternehmen. Sich mit Menschen, die nicht im engen eigenen Umfeld agieren, effektiv zu vernetzten wird immer wichtiger: Um Vorurteile abzubauen, neue Perspektiven einzunehmen, wichtiges Wissen schnell zu teilen und neue Ideen zu generieren.

Durch Präsenztrainings kann man also auch ganz gezielt informelle Netzwerke innerhalb des Unternehmens und den bereichsübergreifenden Wissenstransfer fördern.

Vorteile von E-Learning

Was das Lernen angeht, stecken wir in einer Revolution. E-Learning boomt. Das digitale Lernen ersetzt oder ergänzt den sogenannten Präsenzunterricht durch spielerische Lern-Apps und spannende Tools.

Ein Blick auf die Vorteile von E-Learning:

1. Gelernt werden kann jederzeit und überall

Online kennt keine Öffnungs- oder festen Unterrichtszeiten: Klassische Lernmethoden bedingen die gleichzeitige Anwesenheit von Trainern, sowie deren terminliche Koordination. Beim E-Learning fällt all das flach. Computer, Tablet oder Smartphone sind alles, was man braucht, um am Training teilzunehmen. Jederzeit geöffnet, hereinspaziert ins Lernparadies… auch unterwegs kann so Lehrmaterial rezipiert oder repetiert werden. Immer dann, wenn man gerade Lust und Zeit hat.

2. Eigenes Tempo und Fehler erwünscht

Im Trainingsraum wird auf Individualität keine Rücksicht genommen, Fehler werden oft vor versammelter Runde geahndet. Dabei ist das Sich-zu-Eigen-Machen von Wissen eine individuelle Angelegenheit, die oft mit Scheitern und diversen Anläufen einhergeht. Beim E-Learning bestimmt jeder Teilnehmer sein eigenes Tempo und sein eigenes Pensum; kann seine Aufgaben in kleinere oder größere Lernabschnitte aufteilen und darf im stillen Kämmerlein stundenlang an Übungen rumknapsen und feilen, bis diese sitzen. Auch Feedback kann sofort abgefragt werden, sodass man gleich weiß, wo man steht.

3. Die TeilnehmerInnen behalten das Gelernte besser

Jeder Mensch spricht auf andere didaktische oder pädagogische Mittel an. Der Mix aus diversen Multimedia-Tools (Games! Interaktive Grafiken! Videos! Augmented Learning!) bereichert die individuelle Lernerfahrung und sorgt dafür, dass unterschiedliche Gehirnregionen angesprochen werden. Lernforscher sind sich einig: Die Kombination aus verschiedenen Tools sowie aus Übungen, Repetition und Feedback verankert die Lerninhalte nachhaltig. E-Learning Tools z.B. für die Vorbereitung auf Prüfungen zusätzlich zu nutzen, ist also optimal.

4. E-Learning ist für alle da

Ob im Ausland, Student oder Vertreter in der Weiterbildung; für all diese Menschen galt vorher: Wer nicht am richtigen Ort zur richtigen Zeit war, musste auf die Vermittlung des jeweiligen Lernstoffes verzichten. Duch E-Learning entfallen Anwesenheitspflichten, und jeder, egal wo, kann immer und überall nicht nur auf Unterlagen zur Nachbereitung, sondern auch auf die entsprechende Aufnahme zur Erklärung zugreifen. Und: Auch Quereinsteiger, geografisch oder sozial Benachteiligte bekommen so die Chance zur Aus- oder Weiterbildung.

5. Die TeilnehmerInnen lernen von den Besten und ist immer auf dem neuesten Stand

Durch E-Learning haben die Teilnehmer Zugang zu den Besten des jeweiligen Fachs, der jeweiligen Branche oder Industrie, und zu geballtem Experten-Know-How, das so niemals in einem Trainingsraum gebündelt werden könnte. Dazu sind die jeweiligen Tools immer auf dem neuesten Stand und werden regelmäßig upgedated.

6. Es ist effizient und günstig

Es entfallen Reisekosten, Lehrmaterial und Lerngebühren. Es ist ökologisch sinnvoll: Online-Lernen schlägt sich nicht negativ auf die CO2-Bilanz nieder. Auch globale Unternehmen können E-Learning effizient und ressourcensparend einsetzen: Durch Online Tools können dort z.B. Trainings effizienter und flächendeckender durchgezogen werden, Dependancen und Mitarbeiter im Ausland miteinbezogen und auf denselben Wissensstand gebracht werden.

Fazit:
Hybrides Training vereint Präsenztrainings wirksam mit E-Learning

Präsenztrainings haben auch im digitalen Zeitalter weiter ihre Berechtigung.

Die Hauptgründe für Präsenztrainings liegen in der Interaktion, der Gruppendynamik, dem sozialen Druck und der störungsfreien Fokussierung auf ein Thema für einen längeren Zeitraum an einem bestimmten Ort.

Um die Vorteile beider Welten zu nutzen, empfehlen wir ganz klar ein auf das Unternehmen abgestimmtes Konzept. So kommen wir vom Know-How zum Do-How!

  • Welche Ziele verfolgen Sie im Unternehmen?
  • Welche Lernformate haben sich bisher etabliert und waren wirksam?
  • Wie ist die technische Infrastruktur im Unternehmen?

Hybrides Training bedeutet, die Vorteile beider Welten so miteinander zu kombinieren, dass wir teilnehmergerecht und bei maximalem Wissenstransfer mit den Anforderungen der digitalisierten Welt schritthalten können. Durch Wiederholungen wird Lernen nachhaltig möglich und wirksam messbar.

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